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Brot - alter Hut oder Innovation?

Projekt Kandongu startet Brotprojekt, das erste in der gesamten Region



Brot - was ist das?


"Don't say bread, say Super Loaf", so bewirbt der Hersteller der "Brot"marke sein Produkt, das Kenia und Ostafrika im vergangenen Jahrzehnt fast ganz eingenommen hat. Keiner der kleinen Shops am Straßenrand führt es nicht, dieses süße, weiche, weiße "Brot", das alle lieben und das durch die europäische Brille nur gezuckertes Weißtoast genannt werden kann - auch wenn hier in Kenia nicht getoastet wird.


Die meisten erinnern sich sehr gut an die Zeit vor "Super Loaf". Gekochte Süßkartoffeln, Yams, Aeroroots und andere Wurzelfrüchte vom heimischen Feld boten Generationen ein sättigendes, gesundes Frühstück. Heute möchte jedes (große und kleine) Kind davon nichts mehr wissen, "Super Loaf" muss auf den Tisch. Dass Zucker nicht gesund ist, wissen viele nicht in diesem Land, in dem es zu viel 'Sweetness' nicht gibt. Doch auch darüber hinaus bietet "Super Loaf" keine Vorteile: es ist teuer und sättigt nicht. Einige Kinder berichten stolz, dass sie morgens eine ganze Packung "Super Loaf" verschlingen - das sind ca. 20 Toastscheiben.


Hat nicht jede Kultur ihr "Brot"?

Brot gilt als eines der ältesten kultivierten Nahrungsmittel. Gerade in Kulturen, die von ihrer eigenen Landwirtschaft leben, erwartet man - stammt man wie ich aus einer Getreide- und Brotkultur - ein Brot auf dem Tisch. Sauerteigfladen Injera in Äthiopien, Naan in Indien, Maisbrot in Mexiko,... so hat auch Ostafrika einen Getreidefladen: Chapati. Zur Zubereitung braucht es keinen Ofen, nur eine Pfanne über dem Feuer. Chapati gilt allerdings als Sonntags- oder Festessen und wird mit Stew und Fleisch serviert und ist in der Vorbereitung recht aufwändig - den 'typischen' Brotnutzen als Snack zwischendurch erfüllt es also nicht. In Kyrinyaga, der Region, in der unsere beiden Projekte angesiedelt sind, wächst Weizen nicht sonderlich gut. Mehl zu kaufen ist teuer. Die Vorstellung von "Brot" - und sei es auch das "Super Loaf" - ist hier also eine Innovation. Wenn ich die Kenianer*innen necke: "Das ist kein Brot", verstehen sie nicht, was ich meine. "Super Loaf" ist das erste "Brot", dass sie als solches kennengelernt haben.


Brotprojekt zur gesünderen Ernährung


Im Schulprojekt Kandongu haben wir nun ein Pilotprojekt zur Herstellung von zuckerfreiem Brot gewagt. Entgegen der Skepsis der Kinder und Lehrer*innen, die von der Vorstellung eines ungesüßten Brotes eher abgeschreckt waren, wollte Direktor Br. Francis Macharia es wissen: Ein handgefertigter feuerbetriebener Ofen für 24 Brote wurde in Auftrag gegeben, der nun in einem eigenen kleinen Raum, der 'Bakery' steht. Der simplen Teiggrundlage Wasser, Mehl, Hefe wurde die lokale Note von Süßkartoffelstampf hinzugefügt - um regionale Produkte von der eigenen Farm zu integrieren und den Geschmack von Süße zu evozieren.


Jeden zweiten Tag wird nun gebacken im Schulprojekt Kandongu. Angestelle*r für Angestellte*r wird in die Kunst des Backens eingewiesen. Und? Die Kinder lieben es. Täglich um 10 essen sie nun 1 dicke Scheibe selbstgebackenes Brot, anstelle von 5 Scheiben "Super Loaf."


"Zum ersten Mal bin ich nicht hungrig und müde, wenn ich nach der Brotpause wieder in den Unterricht gehe."

Direktor Br. Francis Macharia ist erleichtert:

"Ich hätte nicht gedacht, dass die Kinder diese Art von Brot annehmen. Sie essen gesünder, sind gesättigt und die Schule spart eine Menge Geld. 7000 Kenianische Schilling (ca. 60 Euro) spart die Schule nun jeden Monat ein, das ist ein komplettes Monatsgehalt für den Koch."

Wir glauben: Dieses Projekt kann große Kreise schlagen. Schon jetzt haben Nachbarsschulen begonnen, Brote aus Kandongu zu bestellen. Gesunde Ernährung und die Reduzierung von Ausgaben auf einen Schlag - das überzeugt viele Schuldirektoren und Stück für Stück für Stück auch die Shopbesitzer, die das Dorf mit "Zucker Loaf" versorgen. Vielleicht wird in den Regalen ja schon bald gesundes Süßkartoffelbrot zum kleinen Preis angeboten...


„Das ist so simpel. Aber eine Innovation für diese Region. Wir werden das Projekt ausbauen und auch andere Schulen und Projekte von diesem Brot überzeugen. Gesünder und billiger, wer kann da nein sagen.”


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Commenti


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Hallo, ich schreibe für  euch live aus Kenia!

Die Diskrepanz zwischen dem, was wir glauben über weit entfernte Realitäten zu wissen und der tatsächlichen Selbstwahrnehmung von Menschen vor Ort, wird für mich besonders in dieser Zeit der 'globalen Krise' sichtbar. Njoki erschafft Beiträge, die...

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