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Der Baum im Fels

Von Gelähmtheit und einem Gespräch mit der Erde


Mit 18 Jahren, vor genau 12 Jahren kam ich das erste Mal nach Kenia. Aus einem "Missverständnis" heraus landete ich nicht an dem Ort in den Bergen, der für 9 Monate mein zu Hause werden sollte. Ich landete hier, in Kandongu. Mein zu Hause wurde es schnell. Vor 3 Jahren habe ich hier mein Haus gebaut.


Viele von euch haben "Njoki" von Anfang an begleitet, unterstützt und die Ups und Downs meines Lebens in und mit dieser Gemeinde Kenias erlebt.


In diesem Jahr war es das erste Mal in der "Geschichte von Njoki", dass die äußeren Ereignisse und die Folgen der klimatischen und politischen Situation in Kenia mich auf eine Weise lähmten, dass ich nicht wusste, wie ich weitermachen sollte. Sozialpolitische Ausnahmezustände und Umweltskatastrophen wechseln sich ab.

  • Wie kann ich weiter ökologisch nachhaltige, beispielhafte Landwirtschaft aufbauen, wenn Dürre und Fluten im Wechsel kommen und gehen und nichts als Zerstörung hinterlassen?


  • Wie kann ich auf konstante Motivation und Einsatz der lokalen Community bauen, um sich mit mir für das Empowerment der jungen Generationen einzusetzen, wenn die ökonomische Situation all ihre zeitlichen, finanziellen und inneren Ressourcen allein für das Durchbringen ihrer eigenen Familie bindet?


  • Wie kann ich etwas Verbindendes und Heilendes aufbauen in einem Land das - mehr denn je - von seiner neuen Regierung gespalten, zerstückelt und in ökonomische wie soziale Abgründe gestoßen wird.


Vor zwei Tagen war ich an einem wunderbaren Ort im Masaai Land. Der Ort strahlt für mich eine gewisse Heiligkeit aus. Endlose Weite, die Großzügigkeit der Erde ist hier sehr deutlich für mich spürbar.





Ich kletterte auf einen Felsen, um der Sonne zuzusehen, wie sie hinter den Hügeln verschwindet.

Da saß ich, berührt von der Weite und doch innerlich gelähmt: Wie kann es weitergehen? Wie soll es weitergehen? Bin ich am richtigen Ort? Hat alles, was ich in Kenia angestoßen und aufgebaut habe überhaupt noch einen Sinn?


Ich schüttete der Erde mein Herz aus. Und ich bat sie: "Liebe Erde, erinnere mich daran, warum ich hier bin. Wenn ich hier richtig bin, wenn ich auf dem richtigen Weg bin, bitte gib mir ein Zeichen. Irgendwas, das mich daran erinnert, warum ich hier bin und wohin ich gehen soll."

Ich schaute in die Weite...und konnte kein Zeichen sehen. Schönheit, ja. Atemberaubende Natur, ja. Gleichzeitige Trockenheit, erbarmungslose Hitze. Eindrucksvoll, und nichts Neues für mich. Kein Zeichen. "Du bist naiv. Wie kommst du darauf von der Erde ein Zeichen zu bekommen. Du musst selbst wissen, wer und was du bist und was du tun möchtest." Ich schämte mich ein bisschen.


Die Sonne verschwand. Gerade wollte ich wieder vom Felsen klettern, da blieb mein Blick an einem Baum hängen. Ich hatte ihn die ganze Zeit übersehen. Er war die ganze Zeit direkt neben mir gewesen, ein Baum, mit mir auf dem Felsen. Es war die einzige Pflanze auf diesem Gestein, seine Wurzeln gingen tief hinab in die Erde, zu der Savannen-ähnlichen Buschlandschaft auf der Erde. Hier oben schien er ganz alleine.


Der Baum berührte mich tief.


Es war, als würde er mich spiegeln. Ich spürte seine Einsamkeit, hier oben, hoch oben über der Gemeinschaft der anderen Pflanzen. Ich spürte gleichzeitig seinen Mut, er hatte sich durch den Felsen gearbeitet und erblühte nun hier oben. Er wirkte auf mich wie ein Leuchtturm. Wie ein Symbol der Stärke, Hartnäckigkeit und Hoffnung. Er war ein Zeichen von purem Leben und Wachstum hier in Mitten des erbarmungslosen Gesteins.


Mein Herz wurde weich. Die Lähmung begann aus meinem Körper zu schmelzen.

Seit diesem Moment weiß ich: Ich werde weitermachen. Ich muss weitermachen. Und ich möchte es.

Es wird nicht einfach sein, das ist es nie gewesen. Vielleicht werden die Herausforderungen noch stärker als bisher, so scheint es mir. Doch ich bin hier, um zu bleiben. Um einige Schichten erbarmungslosen Gesteins zu brechen. Um neue Überlebensstrategien zu finden. Und um Inspiration zu sein, die neues Leben, neuen Mut und neue Wege bringt.


Ich werde weitermachen. Und ich werde mehr denn je auf die Unterstützung von anderen Menschen angewiesen sein, die meiner Vision vertrauen. Niemand kann Pioniersarbeit ganz alleine tun. Jeder Baum im Fels hat Wurzeln, die sich tief aus dem Geflecht der Erde nähren.


Durch "Njoki" haben wir gemeinsam eine Schule gebaut.

Wir haben unzählige Leben verändert.

Unsere Projekte und Begegnungen sind Inspiration für Gemeinden in Kenia wie in Deutschland.

Wir haben Grundsteine gelegt in Bewusstseinsarbeit über biologische, nachhaltige Landwirtschaft und Umweltschutz in den Herzen einzelner Fackelträger*innen vor Ort entfacht.


Und wir werden noch viel mehr erreichen, weil es noch so viel mehr zu erreichen gibt.

Mein persönlicher Herzensfokus ist es und wird es sein, die junge Generation zu ermächtigen ihre eigenen Potenziale zu finden, ihre Umwelt zu schützen, die Schätze ihrer lokalen Ressourcen zu erkennen und sie für sich und ihre Community zu nutzen.


Es wird viel Veränderung geben, neuen Fahrtwind, neue Rückschläge und neue Erfolge.


ICH FREU MICH DRAUF!


BIST DU DABEI?


In den nächsten Wochen wirst du einige Newsletter von mir bekommen. Zu neuen Vorhaben, Erfolgen, Neustrukturierung der Projekte,... Ich freue mich jederzeit über deine Fragen, deinen Input, deine Nachricht an: contact@njoki.org


DANKE für dein Dabeisein.


Herzliche Grüße aus Kandongu,

Jana





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Hallo, ich schreibe für  euch live aus Kenia!

Die Diskrepanz zwischen dem, was wir glauben über weit entfernte Realitäten zu wissen und der tatsächlichen Selbstwahrnehmung von Menschen vor Ort, wird für mich besonders in dieser Zeit der 'globalen Krise' sichtbar. Njoki erschafft Beiträge, die...

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