"Es braucht keine Weißen, die zeigen, wo es langgeht!"
Debatte über europäische Helfer in Afrika
Gerne möchte ich hier auf diesen Spiegel-Beitrag von Heiner Hoffmann, Nairobi aufmerksam machen, der ein Thema anspricht, das 'Njoki' direkt betrifft und das meiner Meinung nach noch zu wenig Öffentlichkeit erfahren hat.
Hier geht's zum Spiegel-Artikel!
Auch wenn die "White Saviorism" Debatte komplex und mit Sicherheit nicht so leicht in Schwarz und Weiß zu denken ist, spricht sie exakt das an, was ich in langjähriger Erfahrung lernen durfte: Nein, sie brauchen uns hier nicht, die Weißen, die wissen, wie es zu laufen hat, die als rettende 'Helfende' kommen.
Helfend - worin? Darin helfend die eigenen Potenziale zu übersehen und Westen gemachte Lebenskonzepte anzunehmen? Darin helfend, Entwicklung ganz im Sinne der Entwicklung hin zu einer Industrienation wie Deutschland zu vollziehen? Zu welchem Preis? Deutschland ist, das ist meine Perspektive heute, kein Vorbild, nachdem sich Länder wie z.B. Kenia richten sollten. Kultur, Tradition und den nahen, achtsamen Umgang mit der Umwelt haben wir, die Industrienationen, hergegeben für unseren materiellen Reichtum.
"Auch ich glaubte vor 9 Jahren, ich käme her, um zu 'helfen'. Es gibt keinen größeren und gefährlicheren Irrtum und keinen besseren Weg des persönlichen Wachstums, wenn man diesen Vorsatz beiseite legt."
Es geht mir nicht darum, das eine zu verteufeln und das andere zu heiligen. Doch meine Erfahrungen in Kenia haben mich von einem großen Irrtum befreit: ich bin nicht hier um zu lehren. Zunächst bin ich hier, um zu lernen. Um zu verstehen, welche anderen Formen des Reichtums, der Entwicklung, des Wachstums es gibt, als die, welche das Umfeld prägen, das mich erzogen hat. Um zu verstehen, welche Opfer ein Land, eine Kultur gibt, wenn sie sich blind nach westlichen Vorbildern richtet. Um zu verstehen, dass es kein "weiter" oder "zurückgeblieben" gibt, wenn wir anfangen jede Kultur, jedes Land in ihrem und seinem ganz individuellen Potenzial zu sehen und zu unterstützen.
Das ist für mich die Basis, auf der wir dann auf Augenhöhe miteinander arbeiten können, voneinander lernen, Visionen verfolgen können, welche interkulturelle Vernetzung als Chance für beide Seiten begreifen und nicht als einseitige Samaritertat.
Auf diesen Prinzipien baut die Projektarbeit von Njoki und ich bin froh, immer und immer weiter in diesem Feld lernen und meine Blickwinkel verändern zu dürfen.
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